Vom Geyerschloss zur Festspielruine

Textauszüge aus der Gemeindechronik 2020 von Friederike Langeworth

Das Geyerschloss war eine typische fränkische Wasserburganlage mit drei Flügeln, Rundtürmen an den Ecken und einer Zugbrücke, die über den Graben führte.

Im Herbst des Jahres 1441 wurde das Geyerschloss von den Rothenburgern als Strafaktion für die Einfälle der Geyer im Rothenburger Gebiet zerstört.
Im Bauernkrieg wurde das Schloss, dank des damaligen Besitzers Florian Geyer, nicht zerstört.
Graf Heinrich Wolfgang Geyer starb als letzter seiner Linie ohne Kinder im Jahr 1708. Seine Besitzungen fielen als Lehen an den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. 1746 wurde das Geyerschloss dann an die Familie Zobel verkauft. Allerdings bestand wohl kein großes Interesse an dem Gut. Nur zwei Jahre später kam es in bäuerlichen Besitz, bevor es ab 1820 in Wohnungen aufgeteilt und als Armenhaus genutzt wurde. Bald darauf verfiel das Schloss Zusehens und der nördliche Hauptflügel stürzte ein.
1861 kaufte die Gemeinde das stark baufällig gewordene Schloss und plante es zu sanieren und neue Wohnungen einzurichten. Dies wurde aber nie realisiert und 1894 befand sich das Schloss wieder in Privatbesitz. Die Ruine diente als Steinbruch und verfiel bis auf wenige Mauerreste.
Im Jahr 1916 gab es eine Ortsbesichtigung der Geyerruine mit dem königlichen Generalkonservatorium in München. Die Ruine galt bereits damals als Denkmal und erhaltenswürdig. Die Gemeinde zeigt sich zunächst auch nicht abgeneigt die Ruine zu kaufen und zu erhalten, jedoch wurde im Sommer 1917 der Kauf vom Gemeinderat einstimmig abgelehnt. 1920 allerdings entschloss sich der Gemeinderat doch das Schloss zu kaufen, da eine Förderung der Instandsetzung durch das Landesamt für Denkmalschutz nur möglich war, wenn die Ruine der Gemeinde gehörte. In den folgenden drei Jahren wurde die Ruine notdürftig instandgesetzt und wegen Einsturzgefahr gesichert.
Zum 400. Jubiläum des Bauernkrieges schrieb Nikolaus Fey um 1920 einer der bekanntesten fränkischen Mundartdichter, das Stück "Florian Geyer". Die Stadt Würzburg lehnte allerdings die Aufführung dieses Stückes ab und so bot sich Giebelstadt als Festspielort an und so folgte 1925 innerhalb der gut erhaltenen Außenmauern die Uraufführung von "Florian Geyer".
Nachdem 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, wurden die Geyerspiele als Propagandamittel missbraucht. 1938 fand die letzte Aufführung des Stückes vor dem Krieg statt.
Im Zweiten Weltkrieg schlug eine Bombe in unmittelbare Nähe der Geyerruine ein und beschädigte diese schwer. Nach dem Krieg wurde die Ruine vom Denkmalschutz besichtigt. Einzelne Stimmen wollten den Denkmalcharakter der Ruine aufheben, da sie eine Verherrlichung der NS-Zeit befürchteten und nicht gesichert ist, ob hier tatsächlich Florian Geyer geboren wurde. Aber das Landesamt stellte sich hinter die Ruine, zumal sie bereits 1911 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Im Frühjahr 1978 kam die Idee auf, das Stück von Nikolaus Fey wiederzubeleben. Im August desselben Jahres wurde nach 40 Jahren das Schauspiel im Saalbau Lutz wiederaufgeführt. Das Ziel, wieder an der Geyerruine spielen zu können, blieb. Im Januar 1979 gründete sich die "Festspielgemeinschaft Florian Geyer e.V." und fing im Sommer mit den Renovierungsarbeiten an. Die Bühne wurde neu aufgeschüttet und die Ruinenmauern Stück für Stück saniert. Am 27. Juli 1980 fand dann die Premierenaufführung vor der Geyerruine stattfinden. Seither finden jährlich die Aufführungen der Florian-Geyer-Festspiele und seit 1999 auch die Kinderfestspiele auf der Bühne statt.

 

 

 

Bilder des Schlosses über die Jahre:

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